Vielleicht kennen Sie das: Die Beine fühlen sich schwer an, schon leichte Berührungen tun weg, neue Hämatome tauchen scheinbar ohne Anlass auf. Sie bemühen sich um Ernährung und Bewegung, doch die Proportionen an Beinen oder Armen verändern sich kaum. Im Umfeld kursieren gut gemeinte Ratschläge, die eher verunsichern. Das ist frustrierend und zehrt am Vertrauen in den eigenen Körper
Dieser Artikel soll genau hier entlasten. Er grenzt das Lipödem verständlich von Lymphödem, Adipositas und Lipohypertrophie ab. Sie finden klare Kriterien, einfache Checks für das Gespräch in der Praxis und Hinweise, wann Kombinationen wie ein Lipolymphödem vorliegen können.
Wichtig ist: Nicht jede Umfangszunahme ist ein Lipödem. Und nicht jede Schwellung ist ein Lymphödem. Eine fundierte Diagnose braucht ärztliche Untersuchungen. Mit den folgenden Abschnitten gewinnen Sie Orientierung und können Ihre nächsten Schritte gezielter planen.
Warum die Abgrenzung zählt
Eine klare Einordnung verhindert Fehlbehandlungen, beschleunigt eine passende Versorgung und setzt realistische Erwartungen an Gewichtsmanagement und Therapie. Die aktuellen deutschsprachigen Leitlinien geben dafür klare Kriterien.
Lipödem erkennen: Leitsymptome auf einen Blick
- Symmetrische Fettgewebsvermehrung an Beinen und/oder Armen, Hände und Füße sind typischerweise nicht betroffen
- Schmerzempfindlichkeit, Druckschmerz und Hämatomneigung
- Gewichtsreduktion verbessert das Gesamtbefinden, verändert die disproportionale Verteilung jedoch nur begrenzt
- Stemmer-Zeichen in der Regel negativ; bei Mischformen mit Lymphödem kann es positiv werden
Sie wollen mehr zum Lipödem und der Diagnose erfahren? Lesen Sie unsere Blogartikel: "Was ist eigentlich dieses Lipödem?" und "Wie erfolgt die Lipödem Diagnose?"
Lipödem oder Lymphödem? Die Trennlinien
- Fuß/Hand-Beteiligung: Beim Lymphödem häufig mitbetroffen, beim Lipödem typischerweise ausgespart
- Seitenvergleich: Lymphödem oft einseitig oder asymmetrisch ausgeprägt, beim Lipödem immer symmetrisch
- Gewebegefühl: Lymphödem anfangs weich mit Pitting, später derb; Lipödem in der Regel kein frühes Pitting
- Stemmer-Zeichen: Beim Lymphödem häufig positiv (Hautfalte am zweiten Zeh nicht abhebbar), aber in sehr frühen Stadien nicht absolut ausschließend
Wenn beides zusammenkommt: Lipolymphödem
Ein langjähriges Lipödem oder zusätzlich ausgeprägte Adipositas kann ein sekundäres Lymphödem begünstigen. Dann sind Fußrücken/Zehen beteiligt und das Stemmer-Zeichen kann positiv werden.
Erfahren Sie mehr zu den Gemeinsamkeiten und Unterschieden zwischen Lipödem und Lymphödem.
Lipödem vs. Adipositas: was wirklich unterscheidet
- Verteilung: Adipositas betrifft den gesamten Körper (inklusive Rumpf, Hände, Füße). Beim Lipödem bleibt die Disproportion an Extremitäten auffällig
- Reaktion auf Gewichtsverlust: Bei Adipositas sinken Umfang und Beschwerden meist deutlich; beim Lipödem bleibt das Verhältnis oft bestehen
- Schmerz: Lipödem verursacht typischen Druckschmerz und Hämatomneigung; Adipositas nicht.
Lipödem vs. Lipohypertrophie: ähnlich im Bild, anders im Verlauf
Lipohypertrophie zeigt eine symmetrische Fettvermehrung ohne Schmerz, ohne Hämatomneigung und ohne Ödemzeichen. Sie wird in der aktuellen Leitlinie als wichtige Differenzialdiagnose aufgeführt.
Praxisleitfaden: 5 Fragen für die schnelle Orientierung
- Liegt eine symmetrische Verdickung an Armen/Beinen vor, bei ausgesparten Händen/Füßen?
- Bestehen Druckschmerz und Hämatomneigung?
- Ist das Stemmer-Zeichen negativ?
- Bleibt die Disproportion trotz Gewichtsreduktion bestehen?
- Gibt es einseitige Schwellung mit Fußbeteiligung oder frühes Pitting? Dann eher Lymphödem.
Häufige Fehler bei der Abgrenzung
- Nur auf den BMI schauen und Schmerzen ignorieren
- Fußrücken/Zehen nicht untersuchen
- Lipohypertrophie mit Lipödem verwechseln (Optik statt Klinik)
- Hämatomneigung als „kosmetisch“ abtun
Was bedeutet die Diagnose für die Versorgung?

Die exakte Diagnose lenkt die Therapie. Bei einem bestätigten Lipödem stehen Schmerzreduktion, passende Kompression und Bewegung im Vordergrund. Ziel ist es, den Lymphfluss zu unterstützen, Beschwerden zu senken und Komplikationen zu vermeiden.
Bei zusätzlichem Lymphödem gelten ergänzend die Lymphödem-Bausteine (z.B. systematisch eingesetzte Kompression, Entstauungsstrategien). Die Versorgung sollte individuell, leitliniennah und ärztlich begleitet erfolgen.
Erfahren Sie mehr zu den Behandlungsmöglichkeiten beim Lipödem.
FAQ kurz beantwortet
Q: Reicht ein negatives Stemmer-Zeichen aus, um ein Lymphödem auszuschließen?
►A: Nein. Es ist ein starker Hinweis, aber kein absoluter Ausschluss – insbesondere in frühen Stadien.
Q: Kann man mit Lipödem abnehmen?
►A: Ja. Das Gesamtgewicht lässt sich reduzieren; die Verteilungsauffälligkeit an Armen/Beinen verändert sich jedoch oft weniger deutlich.
Q: Wann denke ich an ein Lipolymphödem?
►A: Bei Lipödem plus Fußbeteiligung, Pitting oder klarer Asymmetrie.
Fazit
Eine präzise Abgrenzung spart Zeit und verhindert Fehlbehandlungen. Für das Lipödem sprechen die Kombination aus Symmetrie, Druckschmerz/Hämatomneigung und ausgesparten Händen/Füßen. Das Lymphödem zeigt häufiger Einseitigkeit, Fußbeteiligung und Pitting. Adipositas betrifft den gesamten Körper.
Wenn Sie diese Leitlinien-Kriterien kennen, können Sie Ihre Symptome im Praxisgespräch gezielter beschreiben und gemeinsam Entscheidung treffen – von der fachgerechten Kompressionsversorgung bis zu Bewegungs- und Schmerzstrategien, die Ihren Lymphfluss unterstützen. Der erste Schritt ist Information, der zweite eine ärztliche Diagnose.
Beides zusammen bringt Sie näher an eine Versorgung, die spürbar entlastet.
Austausch mit anderen Betroffenen und Social Media
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